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Über die Liebe

Wenn man ÜBER die Liebe schreibt oder liest, fliegt man vielleicht nur in Worten über sie hinweg. Deshalb will ich versuchen AUS der Liebe zu schreiben. Es ist wie ein noch ungewohnter Wechsel in der Perspektive...und ich bin dabei Lernende.

 

Manchmal schaue ich wie ein Forscher auf das Gebaren von uns Menschen. Wie aus einer alten Gewohnheit beobachte ich mit scharfem Blick unsere Tricks und Irrtümer, wie wir uns winden und verhandeln...und es scheint, als würde dem Brennglas der Kritik dabei nicht viel entgehen. Doch im nächsten Augenblick sehe ich Gesten inniger Zuneigung, echte Freundlichkeit, Mitgefühl und Herzensschönheit...Liebe. Dann fühle ich mich wie getröstet oder geheilt.

 

Auf das Spiel zwischen Mann und Frau habe ich bisher eher mit meinen beiden Menschenaugen geschaut. Doch dahinter öffnet sich nun langsam auch ein anderer Blick. Aus beiden Perspektiven will ich heute etwas mit Euch teilen.

 

Ich glaube, der Tanz zwischen Yin und Yang ist so alt wie die Menschheit selbst. Sie ziehen sich unsäglich an und werden einander nie ganz verstehen. Auch wenn sie EINS sind, erleben sie sich als die oder der Andere. In einem Augenblick noch verschmolzen, im nächsten einander fremd.

Aus diesem Nicht-Verstehen kam wohl auch die Idee, das jeweils andere Geschlecht abwerten oder unterdrücken zu müssen. Und so haben uns Matriarchat und Patriarchat im Wechsel der Jahrtausende vielfach in die Irre geführt. Inzwischen sind wir in dem äußeren Versuch einer Annäherung angekommen, in einer Zeit der großen Gleichmacherei. Auf den ersten Blick scheint Gleichheit eine gute Sache, doch auf den zweiten Blick ist es wie ein Mantel der Täuschung, der über all unsere noch nicht geheilten Schmerzen gelegt wird. Ich glaube, Wunden heilen immer nur von innen.

 

Wenn ich mich heute umschaue, sehe ich Menschen in ihren zwanziger und dreißiger Jahren, für die es normal geworden ist, jederzeit jemanden treffen zu können, um ihm nah zu sein. Körperlich zumindest. In erster Linie geht es dabei um Spaß. Unabhängigkeit ist ein kostbares Gut und jeder tut was er kann, um zu zeigen, dass er niemanden braucht. Echte Gefühle zeigt man um Gottes Willen nicht jedem und ausgefeilte Strategiespiele „ Wieviel zeige ich wann und wem“ sind an der Tagesordnung. Doch wenn ich in das Herz dieser jungen Menschen schaue, sehe ich eine tiefe Sehnsucht nach Liebe...und die Verunsicherung, das zu zeigen.

Die, die diesem Empfinden näher sind, leiden besonders, weil sie spüren, dass etwas nicht stimmt und dennoch versuchen, in den Strom der Zeit zu passen.

 

Wenn wir älter werden und die Höhen und Tiefen einer Partnerschaft schon kennen, Trennungen erlebt, Dramen verwunden und immer wieder neue Hoffnungen geschöpft haben, überdeckt ein Gefühl des Abgeklärtseins manches wehe Herz.

 

Früher oder später tragen wir Masken und spielen Rollen. Dahinter nagt das Gefühl des Verlorenseins in der Welt.

Frauen „stehen im Beruf ihrem Mann“, beißen sich durch und kriegen harte Gesichtszüge. Männer zelebrieren ihre Weichheit und versuchen die Launen einer Frau zu verstehen, bis sie sich selbst nicht mehr verstehen.

Beide versuchen, wie der jeweils andere zu werden und vergessen dabei sich selbst und die Schönheit und Kraft dessen, was sie bereits sind! Es ist wie ein fatales Wirbeln, bei dem beide die Plätze tauschen, aber einander und vor allem sich selbst nicht mehr sehen.

 

Niemand weiß, wann dieser wirbelnde Tanz anfing, ich vermute aber in dem Augenblick, als die Menschen das erste Mal dachten, von Gott getrennt zu sein. Von da an suchten sie nach ihm. Die Frau suchte Gott im Manne und der Mann suchte Gott in seinem Tun. Und so kam es wohl, dass sich bis heute die Liebe einer Frau auf den Mann fixiert. Von ihm erhofft sie sich Schutz und Sicherheit und Stärke. Familie, Nahrung und Sinn. Zu ihm trägt sie all ihre Liebe und ihr Verstehen, ihre Geduld, ihre Zärtlichkeit.

Sie kann das auf eine verspielte oder auf eine versteckte Weise tun, auch indem sie sich burschikos gibt und unabhängig, taff ist und viel leistet. Es bleibt eine alte, archaische Sache, nur in einem neuen Kleid. Wir sind als Frauen inzwischen so verbrämt, dass wir um diese ursprüngliche Sehnsucht kaum noch wissen, geschweige denn, sie spüren oder zugeben würden.

Doch wie groß ist ihr Schmerz, wenn der Mann die Frau nicht wahrnimmt, nicht versteht oder verlässt... Das was ihr Zentrum war, ist jetzt keines mehr und gottverlassen steht sie nun da. Eine solche Erfahrung kann sich im Leben einer Frau vielfach wiederholen, bis sie beginnt zu verstehen, dass die Ausrichtung auf den Mann sie nicht nach Hause bringt. Nach Hause zu Gott.

Wie heißt es sinngemäß so schön im 'Kurs in Wundern': Gott weiß nichts von dem Traum getrennt zu sein. Er war immer HIER.

 

Auch der Mann unterliegt einem Irrtum, wenn er Gott in anderen Dingen sucht. In seinem Beruf zum Beispiel, in Karriere und Prestige, in Muskelkraft, materieller Sicherheit, Abenteuern oder ewiger Gesundheit.

 

Die eigentliche Sehnsucht aller Menschen ist die nach Gott. Man kann auch sagen nach LIEBE. Nach einer bedingungslosen, vollständigen, unveränderlichen, immerwährenden Liebe. Kein Mensch, weder Mann noch Frau, weder Geld noch Gut, noch ein perfekter Körper, noch Abenteuer, noch eine äußere Freiheit vermag dies zu erfüllen, sosehr wir es auch versuchen.

 

Wir haben vergessen, woher wir kamen und wo wir das wiederfinden, was verloren scheint. Daher schreibe ich heute hier mit einer erwachenden Erkenntnis und der Kraft und Klarheit, die meine Lehrer mir seit Jahrzehnten gegeben haben:

 

Richte Deine Sehnsucht auf Gott und Dir ist alles gegeben!

 

Wenn wir unseren Blick wieder darauf ausrichten woher die Liebe wirklich kommt, fällt der Traum der Suche und Sehnsucht zwischen Mann und Frau in sich zusammen. Und mit ihm der ganze Schmerz. Es geschieht Heilung und echte Begegnung.

 

Wir sind aus Liebe gemacht. Wir bewegen uns im Raum der Liebe. Unentwegt. Sie trägt uns, sie verschlingt uns, sie löst uns auf und gebiert uns. Niemals können wir ohne Liebe sein. Es gibt keinen Grund, sie zu suchen.

 

Liebe ist, was wir sind.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Möhriam (Mittwoch, 31 Mai 2023 23:30)

    Wunderwunderschön ��

  • #2

    Monika (Donnerstag, 01 Juni 2023 10:33)

    Danke liebe Frauke für Deine erhellenden Gedanken und Erfahrungen...eine wunderschöne, troestliche Erkenntnis