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Oktober

Die Sonne nähert sich dem Horizont, Mutter Erde bereitet sich auf ihre stille Zeit vor und Baum und Strauch und Mensch und Tier atmen tief aus. Die Farben des Herbstes tanzen ihren letzten Tanz und der Wind trägt den Geruch von Wandel mit sich.

Unsere Vorratskammern sind gefüllt, wir halten eine duftende Tasse Tee in den Händen und die Kerzen die wir nun anzünden, sind wie kleine Wächter des Lichts, die uns durch die dunkle Jahreszeit begleiten. Wir können innehalten und Dank sagen für den Reichtum, den uns die Erde schenkt. Wie die Blätter die vom Baum fallen, spüren wir, dass es Zeit ist loszulassen und der Schönheit des Zu-sich-Kommens nachzugeben. Der heilige Kreislauf des Lebens kommt uns in kaum einer anderen Zeit des Jahres so zu Bewusstsein, wie im Herbst.

 

Das Erntedankfest, das hierzulande am ersten Oktobersonntag gefeiert wird, war früher ein Opferfest, an dem die Menschen etwas von dem was sie geerntet hatten, an Mutter Erde zurückgaben. Nehmen und Geben sollten im Gleichgewicht bleiben. Prächtige Altäre mit reifen Früchten, Nüssen, Kräutern und Blumen wurden errichtet und man traf sich zum Schmaus und Tanz, um die Fülle der Natur zu feiern. Weil im Herbst die großen Gewitter aufhörten, sprachen die Menschen früher davon, dass nun auch die „Wetter heimgehen.“ Die Herbststürme fegten alles fort, was vergangen war und am heiligen Herd fanden die Menschen jetzt Schutz und Wärme.

Bis heute feiern die Menschen diese Zeit des Übergangs in den unterschiedlichsten Traditionen. Mabon und Samhain, beides Feste des herbstlichen Übergangs, sind uns seit alters her vertraut und verbinden uns mit noch immer mit dem Rhythmus der Natur.

 

Das Licht leuchtet golden und rot.

Nichts war vergebens.

Ich teile mit dir mein Brot.

Wir feiern den Kreislauf des Lebens.

 

Um uns etwas einzustimmen auf diese wandelnde Zeit gibt es einige kleine Rituale, die sich besonders eignen, achtsam und freudig mitzuschwingen mit dem, was die Natur uns zeigt.

 

Herbstaltar

Du kannst dir Zuhause einen kleinen Altar errichten, auf dem du Früchte, Nüsse, Steine, Baumrinden, Kerzen und Blumen platzierst. Wann immer du möchtest, zünde dir ein Licht an und danke Mutter Erde für die Fülle, die sie uns täglich schenkt.

 

Teezeremonie

Gönne dir eine duftende Tasse Kräutertee (vielleicht sogar aus Kräutern, die du selbst gesammelt hast) und genieße jeden Schluck mit geschlossenen Augen und ganz bewusst. Atme die Wärme tief ein und genieße das Aroma.

 

Digitale Pausen

Schalte von Zeit zu Zeit mal alle technischen Geräte ab und freue dich an echten Gesprächen oder einem guten Buch.

 

Tagebuch der Dankbarkeit

Beginne ein Tagebuch, in das du jeden Tag hineinschreibst, wofür du genau heute dankbar bist. Du kannst es mit kleinen Zeichnungen, getrockneten Blättern, Gedichten oder Fotos illustrieren.

 

Kreativ sein

Sammle Naturmaterialien in Wald und Flur, lege daraus ein Mandala oder bastle etwas Schönes für dein Heim. Male, stricke, dichte, musiziere nach Herzenslust und lass deiner Phantasie freien Lauf. Wenn du nähen kannst, beginne eine Patchworkdecke, die aus den Farben und Erinnerungen der Monate zusammengefügt ist, die dir dieses Jahr geschenkt hat.

 

Unter einen Baum setzen

Setze dich unter einen Baum und schaue zu, wie seine Blätter leise zu Boden schweben. Sieh, wie sie die Erde bedecken und ihre Farben wandeln. Rieche den Duft von Erde und Vergänglichkeit. Nimm mit allen Sinnen wahr, was geschieht.

 

Ein Festmahl mit Freunden

Lade deine Freunde oder Familie ein und bitte jeden, etwas Selbstgemachtes mitzubringen. Brot, Kürbissuppe, Apfelkompott, Wein, gebackene Kartoffeln, Maronen... Deckt den Tisch gemeinsam und genießt die Fülle mit allen Sinnen.

 

Singen im Kreis

Wenn du gern singst, triff dich mit Menschen, die das auch gern tun. Singt und tönt Mantren, Volkslieder oder zeremonielle Gesänge. Ihr könnt auch trommeln und tanzen. Freut euch am Zusammensein und an der Schönheit der Klänge.

 

Kräuter und Wurzeln sammeln für ein Kräutersäckchen

Sammle Beifussblätter, Löwenzahnwurzeln, Schafgarbe oder Herzgespann. ( Du kannst auch andere Kräuter nehmen, je nach deinen Bedürfnissen ). Trockne die Blätter und Wurzeln und lege sie in ein kleines Säckchen. Du kannst dieses Säckchen bei dir tragen oder unter dein Kopfkissen legen und es mit einem segnenden Spruch besprechen. Zum Beispiel: „ Mit Ruhe erfülle mich und mein Herz öffne weit, was gehen soll geht und was bleiben soll bleibt.“ Du kannst dir auch selbst einen Zauberspruch ausdenken, der zu dem passt, was du loslassen oder schützen möchtest.

 

Räuchern

Reinige dein Heim mit der Kraft von Salbei, harmonisiere es mit getrockneten Rosenblättern, Melisse, Süßgras oder Vanille oder erfrische es mit Nelken, Orangenschalen und Zedernholz. Wähle die Pflanzen, die dir guttun.

 

Thymian-Honig herstellen

Nimm frische Thymianzweige und lege sie in ein sauberes Glasgefäß. Erwärme den Honig leicht – auf keinen Fall zu heiß werden lassen - ( am besten nimmst du Honig, der aus der Region stammt, in der du lebst ) und lasse den flüssigen Honig über die Thymianzweige fließen, bis sie vollständig bedeckt sind. Verschließe das Glas gut und lasse es für 2 bis 3 Wochen an einem sonnigen Ort stehen. Danach filtere die Thyminareste heraus und bewahre den Honig am einem dunklen und kühlen Ort auf. Du kannst den Honig in der Erkältungszeit wunderbar verwenden, um Husten und Halsweh zu lindern. Genieße ihn pur auf einem Teelöffel oder in einem heilsamen Tee.

 

Affirmation für den Monat Oktober:

 

Ich bin dankbar für die Fülle des Lebens.

Achtsam sind meine Handlungen und mein Geist wird still.

Alles kehrt nun zu mir zurück.

 

 

Vielleicht findest du etwas Freude daran, den Beginn der stillen Zeit zu zelebrieren. Einkehr zu halten und dem Jahr für alles zu danken, was es dir beschert hat. Seien es Begegnungen, Inspirationen, äußere oder innere Reichtümer. Feiere die Fülle des Lebens und nimm dankbar Abschied. So entsteht Raum für die Stille, Raum für dich selbst, Raum für Gott im Innern. Das wünsche ich dir von Herzen!

 

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